Stormchase USA 2006 - Tag 4 (Index)

10.05.2006: Durant, OK -> Greenville, TX -> Shreveport, LA -> Alexandria, LA -> Lake Charles, LA (490 Meilen)



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Heute werden wir in der Früh von einem Gewitter und prasselnden Hagelkörnern geweckt. Es gehört zu einer Front, die rasch von West nach Ost über den Süden von Oklahoma durchzieht und knapp südlich 4cm-Hagel sowie etwas weiter östlich über Paris sogar 7cm dicke Hagelkörner brachte.

Hier die Radarsequenz. Unser Standort ist knapp nördlich des stärksten Echos beim Strassenkreuz des Bildes von 12z:

Hinter dieser Linie dreht der Wind rasch auf nordöstliche Richtungen und bringt trockenere und kühlere Luft. Die schwülwarme Gewitterluft wird jetzt nach und nach bis weit in den Südosten zurückgedrängt. Nichts wie auf und hinterher, denn das ist das einzige, was uns noch bleibt heute.

Etwa zwischen den Orten Tyler und Longview, 100 Meilen östlich von Dallas, erkennen wir schwach am Horizont Quellungen, die an die Gewitterlinie von heute früh gekoppelt sein müssen:



Diese Linie hat sich am Vormittag abgeschwächt und ist im Moment über Texas und dem Westen von Louisiana nicht aktiv. Sie zeigt sich auf dem Satbild nur als Linie von Quellungen. Weiter östlich Richtung Alabama quill es bereits heftig. Dort sollten auch die Bedingungen für Tornados besser sein, doch diese Zone erreichen wir per Auto nicht von hier aus.

Rund 90 Minuten später entwickeln sich an der Linie neue Gewitter, deren Schirm wir von Shreveport aus sehen. Auf dem Bild das Wetterradar von Shreveport. Just zum Zeitpunkt der Aufnahme wird die Zelle südlich von uns gemäss Weatherradio warnwürdig:



Ab hier drehen wir nach Süden ein, um an die Linie heranzukommen und sie nach Südosten zu durchqueren. Laut Weatherradio zieht sie mit einer Geschwindigkeit von 25 Meilen pro Stunde nach Südosten. Das sollte für uns machbar sein:



Kurz vor Eintritt in den Regenbereich. Wir bleiben vorerst strikte auf den breiten Interstate-Strassen, weil einerseits durch die gerodeten Bäume die Sicht besser ist, und man andererseits besser vorwärts kommt. Man kann nur schwer an ein abziehendes Gewitter herankommen, wenn man auf einer anderen Strasse als der Interstate unterwegs ist:



Faszinierende Stimmung inmitten der Front. Wir befinden uns am Ostrand eines Gewitters im mässigen (Niesel-)Regen aus dem Amboss. Einziger Unterschied zu mitteleuropäischem Novemberwetter: Es ist zum Zeitpunkt der folgenden Aufnahme sage und schreibe 26 Grad warm. Was für eine Feuchtekonvergenz! Taupunkt also irgendwo bei 25 oder 26, wow:



Kurz hinter Alexandria (klingt irgendwie schon recht südlich), erkennen wir neue heftige Quellungen auf der Vorderseite der Front.



Es folgt ein Gewitterschauspiel der besonderen Sorte. Erdblitze, krachende Donnerschläge bei drückenden 25 Grad. Zeitgleich ziehen Nebelschwaden und Fraktusfetzen auf. Das ganze fühlt sich sehr tropisch an. Das macht durchaus Sinn, denn Alexandria befindet sich auf 31 Grad nördlicher Breite. Kleiner Hinweis am Rande: Alexandria in ägypten liegt ebenfalls auf 31 Grad Nord, 170 Kilometer nordwestlich von Kairo.









Etwas später versuchen wir noch an eine Gewitterzelle mit Tornadowarnung heranzukommen, doch sie schwächt sich auf ihrem Weg Richtung Golfküste ab. Immerhin ist die Stimmung an den Gewittern durch die langsam untergehende Sonne perfekt, sodass wir noch einige schöne Impressionen erhalten:



Chaotischer Himmel mit tiefem Fraktus bei immernoch 24 Grad:



Jetzt trocknet es allmählich ab und ein mässiger Nordwind kommt auf:







Mark beim Fotografieren des Gewitterschirms:



Das Fischauge erwischt alles:



Blick nach Südosten in die abziehenden Gewitter-überreste. Da geht sie hin, die feuchtwarme Gewitterluft und niemand kann sie daran hindern.





Morgen sollen die Plains gemäss aller Wettermodelle komplett frei von Gewitterluft sein. Ein Hochdruckrücken installiert sich über den Rockies. Dieser unschöne Zustand soll sogar noch mehrere Tage, ja vielleicht sogar über eine Woche anhalten.

Videozusammenschnitt des heutigen Tages (DIVX, 35MB)

Text und Bilder ©2006 Markus Pfister, Mark Vornhusen