Stormchase USA 2007 - Tag 9 (Index)

14.05.2007: Sturgis, SD - Rapid City, SD - Alliance, NE - Sidney, NE - Sterling, CO - Wiggins, CO - Limon, CO (570 Meilen)



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Letzte Nacht ist die Kaltfront stürmisch aber inaktiv über uns weg nach Süden gezogen. Wir müssen ihr heute etwas hinterher. Ganz bis an die Front schaffen wir es wohl nicht mehr, aber über Colorado wurde die Gewitterluft nicht sauber weggeputzt. Da in der Höhe noch Südwestwind weht, erhoffen wir uns nochmals Gewitter aus den Rocky Mountains heraus. Die bodennahen Nordwinde und darüber der Südwestwind sollten ja eigentlich zu einer gewissen Windscherung führen.

Abfahrt in Sturgis am Vormittag bei 12 Grad und einem 22-Grad-Ring um die Sonne:



Unterwegs treffen wir auf Frontalbewölkung:



Bis mitte Nachmittag und rund 400 Meilen südlicher erreichen wir zwar frontrückseitige aber durch die Sonne bereits wieder labilisierte Luft. Das SPC gibt eine sogenannte Lapse- Rate von 8 Grad an, das heisst, die Temperatur nimmt pro Kilometer Höhe um 8 Grad ab. Das ist jetzt mal rein thermisch betrachtet recht gut für Gewitter:



Es dauert aber eine ganze Weile, bis sich von den Rockies her etwas tut. Weiter südöstlich ist die eigentliche Kaltfront auf der ganzen Linie explodiert. Es sind dort einige gute Zellen dabei, die auch bewarnt werden. Für uns leider unerreichbar, aber wir denken, dass die Chaserkollegen Ansgar und Herman jetzt an dieser dran sind.

Dann zucken erste Blitze aus einer frisch entstandenen Quellung:



Gespanntes Warten, was passieren wird:



Es passiert etwas! Massive Feuchtkonvergenz im Westen Richtung Denver. Obwohl die Sonne dahiner steht, wird es pechschwarz. Kein Lichtstrahl drückt durch die Wolken. Das ist ein gutes Zeichen:



Kurze Zeit später wird klar, was es geschlagen hat. Eine grosse Gewitterzelle entsteht genau westlich von uns:



Laminare Feuchtebänder deuten auf gute Organisation hin. Bedrohliche Grüntöne sind auch zu sehen. Das Gewitter wird ganz eindeutig zur langlebigen Superzelle und wird vom SPC sofort gewarnt:



Blick nach Südwesten an die neu enstandene Wallcloud. Unsere Distanz zum Updraft ist etwas zu gross. Wir versuchen, näher ran zu kommen auf einer Strasse, die allerdings nicht nach Südwesten, sondern nach Westen geht:



Dies gelingt zwar, aber bringt uns sehr nahe an den Regen- und Hagelvorhang. Direkte Südstrassen fehlen dummerweise. Die nächste Südoption liegt bereits unter den Fallstreifen. Angesichts der knappen Zeit versuchen wir es dennoch. Eine Umkehr nach Osten erachten wir als zu zeitaufwändig:



Als wir den Hagel erreichen und erkennen, dass es doch gut an die 3cm geht, brechen wir unseren Annäherungsversuch sofort ab und suchen Unterschlupf in einer offen stehenden Scheunengarage am Strassenrand. Das SPC geht genau in diesem Moment auf Tornadowarnung hoch:



Einige gute Körner prasseln hier runter, wow!



Innert kurzer Zeit wird die Gegend etwas weisser:



Als der gröbste Hagel nachlässt, fahren wir auf der Nordseite der nun nach Südosten ziehenden Gewitterzelle entlang nach Osten. Die Zelle hat inzwischen einen Starkregen- und Hagelbereich mit fast 30 Kilometer Durchmesser:



Wir holen sie wieder ein und drehen mit genügendem Abstand östlich von ihr nach Süden ein, um sie nochmals von der spannenden Seite zu erwischen. Das ist sie. Sie hat noch immer eine regenfreie Basis mit kleinem Lowering, also einem Bereich unter den Wolken, der etwas tiefer runter hängt als der Rest:



Die Feuchtebänder sind allerdings nicht mehr so laminar angelegt und weiter südlich kommt es zu Neuentwicklungen von kleinen unorganisierten Gewittern. Auch das ist ein Zeichen, dass die Kraft des Systems langsam nachlässt:



Zur Zeit der stärksten Entwicklung, etwa dann, als wir wegen des Hagelvorhangs nicht mehr auf die nächste Südstrasse vor dem Zellkern gelangten, wurde rund 14 Meilen südwestlich von uns ein Tornado gemeldet:



Wir gehen davon aus, dass dieser Tornado kurzlebig und nicht voll ausgeprägt oder im Regen drin versteckt war, sonst müsste er auf diesem Wallcloud-Foto zu sehen sein:



Videozusammenschnitt des Tages, unter anderem unsere Fahrt unter ein schützendes Dach:

Text und Bilder ©2007 Markus Pfister, Mark Vornhusen, Susanne Danßmann