Stormchase USA 2011 - Tag 14 (Index)

21.05.2011: Kingman, KS - Wichita - El Dorado - Florence - Emporia - Reading - Osage City - Topeka - Lawrence, KS (319 Meilen)


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English summary: Today we saw a phantastic supercell storm structure. It produced several funnels and a tornado over Topeka and further northeast of the city.

Wir sitzen heute lange im Raum Wichita in Kansas herum und rätseln, was in der Atmosphäre heute passieren wird. Südwestlich von uns mischt die Dryline ins Geschehen. Weiter nördlich soll es im Laufe des Tages von Südosten her deutlich anfeuchten. Zudem knallt die Sonne im Moment rein, was sie kann. Gegen 14 Uhr bilden sich überall kleine Quellwolken. Weiter nördlich wachsen sie stärker, also verlagern wir uns nach Norden, um an diesen Quellungen dran zu bleiben:



Die Quellungen werden während unserer Nordverlagerung kräftiger:



Gegen 17 Uhr löst es quasi über uns aus, wir befinden uns etwa bei der Stadt Emporia. Es ist eine regelrechte Explosion!



Wir fahren (trotz lästiger Strassensperrungen) mit der anfangs schnell ziehenden Entwicklung mit, und versuchen, auf der Südostseite zu bleiben. Dann sehen wir auf dem Radar, dass es bereits zu einem Zellsplit kommt. Die Wolke dürfte sich also demnächst in den Rotations-Modus begeben:



Da kommt bereits der regenfreie Wolkenteller zum Vorschein. Die Geschwindigkeit, mit der die Organisation zustande kommt, macht uns fast euphorisch:



Ein Ansatz einer Wallcloud, und das nur rund 40 Minuten nach der Initiation:



Auch der Amboss ist auf "Go", wenn er so aussieht:



Ja genau, man denkt bereits jetzt an schützende Dächer:



Jetzt kommt die Superzelle in Fahrt:



Die Rotation des gesamten Sturms wird sichtlich stärker und alles organisiert sich zu einer der besten Strukturen, die wir je gesehen haben:







Animation der rotierenden Superzelle. Ja, SO muss unser Urlaub verlaufen:


Unfassbar, das Teil versucht genau über der Grossstadt Topeka ernsthaft einen Tornado abzusenken!!!



Die halbe Stadt hält inne und klebt nun entweder am TV-Bildschirm oder am Himmel, die Strassen leeren sich:



Wir verfolgen die Überquerung der Superzelle über die Stadt mit einer langen Bildserie bestehend aus 261 Einzelbildern, mit der man alle Bewegungen sehen kann. Man beachte den rechten Teil des Tellers gegen Schluss. Dort senkt sich der Tornado ab:


Es bleibt vorerst bei mehreren rotierenden Funnels:



Wir fahren in die Stadt rein und verfolgen weiterhin die sehr turbulente Unterseite des Unwetters:



Das fette Ding auf der Rechten Seite wird wenig später nach dieser Aufnahme dann als Tornado gemeldet:



Die Meldung von dem Rüssel lautet: Produced a waterspout over Perry Lake:



Kann man schon glauben, das dieses Ding nun Bodenkontakt hat:



Es zieht sich wenig später dann wieder in den Funnel-Modus zurück, wobei es auch hier am Boden durchaus etwas winden dürfte:



Überall stehen die Leute vor ihren Häusern und versuchen sich ein Bild der Lage zu machen:



Der Superzelle geht es blendend. Uns auch!



Wir treffen die Kollegen Uwe und Susi Thieme sowie Jörg Kudella:



Radar schauen und etwas fachsimpeln :-)



Die Superzelle, oder besser der Komplex aus mehreren Superzellen verlagert sich nun zunehmend in den Nordosten. Ständig erwarten wir ein Scheren nach Ost, aber es passiert interessanterweise einfach nicht:



Das Terrain wird hier schwierig durch Hügel und Wald sowie die zahlreichen, wirklich zahlreichen, nervtötenden Strassensprerren und Umleitungen. Dennoch schaffen wir es knapp, an den Gewittermonstern dran zu bleiben:



Eine weitere nächtliche Schraube nähert sich:



Sie wird sofort tornadogewarnt:



Wir vernehmen Sirenengeheul, das irgendwo hinter diesem Wald erschallt:



Wir bewundern die Schrauben-Struktur im Blitzlicht:







Die gelben Lichtfäden sind Glühwürmchen:



Gewitter- und Glühwürmchen-Zeitraffer:


Das hier sieht, milde ausgedrückt, verdächtig aus. Das Dopplerbild zeigt eine Divergenz von 50 mph, wir wissen nicht, ob das den Boden berührt, aber rotieren tut es jedenfalls:



Schliesslich wird es uns hier zu waldig und zu dunkel. Das Verrückte ist, dass südlich von diesem Zellkomplex etwa beim Ort Reading an einer neuen Superzelle plötzlich unglaubliche 140 mph Divergenz auf dem Doppler auftauchen! Das ist sehr böse und wird leider zum Vorhersage-Fehler für das SPC, denn es ist kein Tornado-Watch aktiv, und das Risiko für Tornados ist bei nur 5%, ohne "Hatched Area" für signifikante Tornados. Unser Teil hier zieht nun nach Nordosten ab und wir betrachten noch etwas den Aufwind-Turm:





Knapper 5-Sterne-Tag, auch denn die Funnels über Topeka nicht besonders schnelle Rotation zeigten. Der Rechte Teil rotierte hingegen dann massiv, weshalb es dort dann auch zum Tornado kam, der nordöstlich der Stadt dann runter kam. Bei der Durchfahrt durch den Südteil von Topeka sahen wir entlang einer Strasse zahlreiche Äste am Boden liegen. Ob es RFD oder eine kreisrunde Zirkulation war, lässt sich nicht sagen. Wir hatten es dort auch sehr eilig.

Text und Bilder ©2011 Markus Pfister, Mark Vornhusen