Stormchase USA 2012 - Tag 4 (Index)

14.05.2012: Carlsbad, NM - Pecos, TX - Fort Stockton - Alpine - Big Bend National Park - Alpine, TX (425 Meilen)


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English summary: Busy day with lots of driving, but then a great storm and hail fest happens at the Big Bend along the Mexican border.

Die feuchte Gewitterluft wird mit Nordwinden weiter nach Süden zurück gedrängt. Morgen wird sie den gesamten mittleren Westen geräumt haben. Zurück bleibt sonniges und stabiles Frühlingsetter. Ich werde das Reisebüro anrufen und mein Geld zurück fordern, denn das sah im Prospekt über die Tornado-Alley anders aus ;-)))

Um mich in der Gewitterluft noch ein wenig zu suhlen, so lange sie noch nicht nach Mexiko verschwunden ist, geht die Fahrt viele Meilen nach Süden. Und zwar schnell, denn Carlsbad wurde vor einer Stunde von der Kaltfront überrollt, und diese gilt es wieder einzuholen.

Die Fahrt geht quer durch die Trans-Pecos Region, eine meiner Lieblings-Gegenden in der Alley. Im Ort Pecos überhole ich nach kurzem Kampf gegen dichten Regen und zalreiche Blitze die Kaltfront. Auf der Südseite erkennt man, dass sich bereits noch weiter südlich vor der Front gerade Gewitter bilden, die ich ebenfalls lieber im Norden von mir haben möchte:



Also geht die Fahrt von Fort Stockton sofort weiter Richtung dem Ort Alpine und von dort noch südlicher in den Big Bend National Park. Erst hier gelingt es, die letzte (noch junge) Gewitterzone zu durchqueren. Uff, das war knapper als gedacht heute:



Blick zurück nach Norden in die Berge, über denen sich definitv etwas zusammen braut:



Auf der Südostseite einer sich bildenden heftigen Gewitterzelle ist das Wetter sonnig, über 25 Grad warm und schwül. Mangels günstiger Strassen kann ich im Moment nicht näher an die Gewitterzelle heranfahren, aber das macht nichts:



Eine Zeit lang verfolge ich die Zelle, um sie an einer Nordstrasse allenfalls abfangen zu können, wenn sie böse werden sollte:



Doch die Zelle schwächelt, denn sie stösst bodennah massenweise kalte Luft (und Kakteen und grüne Blitze) raus:



Hier ein Zeitraffer, Blick nach Westen, kleine Meteorologie-Quizfrage: In welche Richtung ziehen die Wolken? :-)

a) Nach Süden
b) Nach Nordosten
c) Sie ziehen nicht, sie stehen still
d) Es ist die Erdkugel, die sich bewegt, nicht die Wolken
e) Mir wird schwindlig
f) Heureka! Jetzt verstehe ich, warum durch Windscherung ganze Wolkenwürste in Rotation versetzt werden können.


Als klar wird, dass die Zelle nun unerreichbar über Mexiko ihr Unwesen treibt, fahre ich wieder zurück Richtung Westen, um einen neuen Gewitterkomplex abzufangen, der der letzten feuchtschwülen Luft hier den Garaus machen wird. Ich positioniere mich so, dass ich möglichst vom Kern überrollt werde, und harre der Dinge. Da kommt sie und wirbelt ganz schön Staub auf in der Ebene unten:



Eine majestätische Wolkenwand rollt heran! Ich finde einen schönen, kontrastreichen Standort, um die Gewitterfront zu fotografieren:



Ist sie nicht herrlich? Und die scharfe Böenline, die kurzzeitig alles in Staub hüllt, ist direkt unter der Shelf-Cloud zu sehen. Es wird gleich ruppig hier, woo-hoooo!!!



Mit aller Kraft prescht kurze Zeit später Hagel und Regen über mich hinweg. Böen von Orkanstärke rütteln am Auto. Mit meinem kleinen Windmaster messe ich 115 km/h, doch ich bin mir sicher, dass da kurzzeitig noch mehr drin war. Ich kann das Messgerät leider erst aus dem Auto halten, als der Hagel nicht mehr 2cm gross ist. Trotzdem fühlt sich die Hand ganz schön gesandstrahlt an:



Wenn ich nicht genau wüsste, dass nur linearer Wind zu erwarten ist, würde ich an einen Tornado denken. Aber so ist die Gefahr einigermassen kalkulierbar. Wichtig ist, dass das Internet und damit der SPC-Datenfeed läuft. Es gibt einige Regionen hier in den Bergen, die trotz Signalrepeater auf dem Autodach keinen Empfang haben. Dann sollte man sich besser nicht überrollen lassen.

Orkan und Hagel (Youtube)

Die zahlreichen abrupten Stopps im Dreck an der Seite der Strasse fordern gegen Ende des Chasings ihren Tribut. Aber morgen ist gewitterfreie Zeit angesagt, dann lässt sich damit leben:



Hinter der Gewitterfront klart es rasch auf, und die Sonne beleuchtet die frisch gewaschene, herrliche Berg- und Hügellandschaft des Trans-Pecos. Man beachte auch die Sonnenstrahlen am Horizont, auf der Gegenseite der untergehenden Sonne:



Man könnte für immer hier bleiben, wenn man nicht in der Schweiz leben würde, wo es eben auch sehr schön ist:





Wem mag wohl dieses einsame Haus gehören?



Ein toller Gewitterspass neigt sich dem Ende zu. Wann es wieder aktiv wird in den nächsten Tagen, muss man noch sehen. Darum kann ich mich dann morgen kümmern:



In der Unterkunft im Ort Alpine wird jetzt erstmal das Video prozessiert. Schon toll, dass sie hier in der Inn sogar an einen EDV-Kühlraum gedacht haben ;-)



Text und Bilder ©2012 Markus Pfister