Stormchase USA 2011 - Tag 1 (Index)

08.05.2011: Denton, TX - Jacksboro - Spring Creek - Wichita Falls - Bridgeport, TX (263 Meilen)


Rating:

English summary: Today we skip a long ride up to the north where the Storm Prediction Center issued a slight risk for severe weather, because it is too far and too uncertain for us. Instead we "play the dryline" in Texas in the hope of thunderstorms that form in a highly humid and overheatet environment. The upper level dynamics for tornadoes are missing, but we are able to catch a very nice storm with some hail in the late afternoon.

Gestern Abend hatte das Storm Prediction Center (SPC) noch ein "Slight Risk" für Unwetter in Texas gemacht, heute Morgen ist es nun jäh aus den Vorhersagekarten verschwunden, und das kurz nach dem Aufstehen in den noch leeren Magen! Nur in Süd-Dakota wird noch solch ein von uns begehrtes Risiko gegeben, was für uns eine Autofahrt von über 9 Stunden bedeuten würde.

Wir brüten lange über unseren Vorhersagekarten und suchen jede noch so kleine Chance für nachmittägliche Auslösung von Gewittern hier in Texas. Die Luft ist feucht und heiss, die Bodenzutaten sind da, aber in der Höhe herrscht zu wenig Dynamik. Es fehlt an Wind, an Windscherung sowie an dynamischer Hebung, und das bei fast 40 Grad und einem Tapunkt von nahe 20 Grad. Das fühlt sich schon sehr sommerlich an, aber Tornados können bei den Zutaten praktisch ausgeschlossen werden. Wir entschliessen uns nach längerem Rumraten für eine Fahrt nach Westen, etwas dem riesigen Buschfeuer entgegen, von dem wir gestern hier berichtet hatten. Die Idee ist, in der Zone mit den höchsten Tagestemperaturen nahe der Dryline etwas zu verweilen, und auf Auslösung von Gewittern zu hoffen, und falls da nichts passiert, gehen wir uns das Feuer respektive die grosse Rauchwolke weiter westlich anschauen.

Eine Nordfahrt schliessen wir aus, weil die Parameter da oben auch nicht grad umwerfend sind, die Position der Unwetter überhaupt nicht klar ist, weil es dort zudem erst nach Sonnenuntergang losgehen könnte und wir schliesslich noch mit leichtem Jetlag nicht so weit fahren wollen. Also fahren wir rund 60 Meilen nach Westen in die Achse mit der grössten Hitze und Schwüle an einen See unter einen Baum und installieren unsere Technik im Auto. Mark schaut sich ein wenig in der wunderbaren Texas-Geographie um:









Mitte Nachmittag sehen wir an der besagten Dryline erfreulicherweise Wolken nach oben quellen:



Das macht uns sehr zuversichtlich, dass doch noch etwas passieren könnte, denn diese Wolken haben es geschafft, trotz fehlender Dynamik alleine mit der Tageshitze nach oben zu kommen:



Und was diese können, das können einige nachfolgende Wolken auch. Wir fahren noch einmal 40 Meilen näher an die Dryline. Es bilden sich zu unserer Freude nun schwere Quellwolken und es beginnt hoch oben leicht zu donnern:



Wir suchen uns ein schönes Plätzchen aus und erleben nun zum ersten mal so richtig tolle Urlaubs-Stimmung: Lauter werdendes Donnern, Fallstreifen, bald so grau, dass da mit Sicherheit Hagel drin ist, und das ganze bei strammem Südwind und sage und schreibe 38 Grad Hitze. Kamera packen und dokumentieren:







Andere Chaser hat es keine, es sind praktisch alle in den Norden geflogen, wo um diese Zeit aber noch nichts losgeht. Hier hingegen wirbelt der Gewitterwind wunderbare Staubsäulen auf, wovon einige sogar leicht rotieren (Dust Devils):





Eine Staubwand nähert sich unserem Auto:



"Stop - schaut Euch das an"-Schild mit Mammatus-Wolken:







Wir entscheiden uns, uns so zu positionieren, dass wir den Kern des Gewitters über uns bekommen. Wir wollen nun wissen, was da für Hagel drin ist, und auch einfach um das Urlaubs-Gefühl noch etwas stärker aufkommen lassen. Mit einigen Kurven sowie dem Radarbild ist das gut machbar:



Schliesslich beginnt der Hagel wie gewünscht zu klappern, und ist von der Grösse her etwa so wie erwartet:





Die nächste Idee ist nun, nach Osten abzuhauen, sobald mehr als 1 Inch (2.5cm) zu sehen ist:



Doch es bleibt bei maximal 2cm, die interessanterweise eine konische Form aufweisen und völlig undurchsichtig sind. Der Würfel ist 1cm, die Münze der besagte 1 Inch (Quarter size, 2.5cm)





Als es etwas nachlässt, geben wir unsere Koordinaten und den Hagel-Report "Nickel-Size" (0.88 Inch) an das SPC durch und verschieben uns etwas mit der Gewitterzelle nach Osten in der Hoffung auf einen Regenbogen, doch es will nicht so recht:



Neue Quellungen im Abendlicht in Richtung der Stadt Wichita Falls erfeuen unser Auge:







Dieser Hagelfallstreifen erfasst die Stadt und die Körner weisen nun laut Meldungen schliesslich doch noch ein Inch (2.5cm) auf, was das SPC prompt veranlasst, zu später Stunde das ganze Gebiet wieder auf Warnstufe "Slight" zu erhöhen :-)



Wir fahren gemütlich mit den Gewittern nach Osten und versuchen mit der Dämmerung einige Abendstimmungen sowie Blitze zu erwischen:









Einige wunderbare "Anvil-Crawler"-Blitze werden auf Video gebannt (30 Bilder pro Sekunde):


Auf den Reports von heute erkennt man, das da zwischen unseren Zellen und Süd-Dakota genau nichts passiert ist. Wir verdanken unseren Entscheid vom Morgen auch den beiden Wettermodellen ECMWF und UKMO, wohingegen GFS rein gar nichts zeigte für Texas:



Hier noch das fast schon traditionelle Klimperdiklamper-Urlaubs-Hagelvideo (DIVX, 30MB)

Text und Bilder ©2011 Markus Pfister, Mark Vornhusen