18.05.2011: Perryton, TX - Lamar, CO - La Junta - Rocky Ford - Kit Carson - Burlington, CO (441 Meilen)
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English summary: We skip the Oklahoma area where most storm chasers head
today, and find a phantastic isolated supercell in eastern Colorado. Für den heutigen Tag sehen die Meteorologen des SPC ein Slight Risk wie eine Banane von Oklahoma bis nach Colorado: ![]() Die Zone mit erhöhtem Risiko für Tornados reicht von Texas über Oklahoma und Südwestkansas bis Colorado, mit 5% Kern über Oklahoma: ![]() Die meisten Wettermodelle zeigen eine tiefrote Zunge mit hoher Schwüle, die den Staat Oklahoma von Süden her flutet. Was uns Sorgen bereitet, sind zwei Dinge: Erstens gibt der Lifted Index (die grauen gestrichelten Linien) über Oklahoma mit einer -1 nur schwach an. Die Labilität ausgehend von 1500 bis 5000 Meter ist also gering für amerikanische Verhältnisse. Es hat dort zwar viel Cape (nicht auf der Karte zu sehen), aber wenn der LI nicht angibt, ist wohl nur eine dünne Grundschicht-Luft wirklich ausreichend feuchtschwül. Höhere Labilität rechnet das ECMWF-Modell über Colorado (Schwarzer Kreis). Ausserdem drehen dort auch noch die Winde ein: ![]() Zweitens hat uns der gestrige Schuss in den Ofen geprägt. Die Konstellation für Gewitter war wirklich gut, aber passiert ist nichts. Allerdings gab es schon gestern über Colorado Superzellen, an denen sogar vereinzelt Tornados beobachtet wurden. Dies auf dem Radar mitansehen zu müssen, und nicht dabei zu sein, tat uns gestern weh. Wir wollen deshalb heute eine Wiederholung dieser Schmach vermeiden, entscheiden uns für Colorado und fahren den ganzen Tag nach Nordwesten, während eine grosse Horde von Chasern sich für den 5%-Tornadokringel über Oklahoma entscheidet. Auf der Fahrt sehen wir ein Stück Zirkumhorizontalbogen... ...sowie einen 22 Grad Ring um die Sonne: Zirrus und Windräder sowie der Hügel "Two Buttes" in Südost-Colorado: Je näher wie an die Rocky Mountains kommen, desto mehr Feuchte sehen wir am Himmel. Ausserdem ist es angenehm warm. Der Taupunkt liegt zwar nur bei 10 Grad, aber das war er gestern bei den Superzellen in Colorado auch: Um 17 Uhr Lokalzeit sind wir an einem Niederschlags-Echo dran, das sich seit einer halben Stunde auf dem Radar andeutet. Als wir im Ort La Junta ankommen, versucht sich gerade ein Gewitter etwas östlich der alten Quellungen: Und tatsächlich, das Teil kommt! Es liegt ziemlich genau über dem Ort Rocky Ford und wir fahren unten rein: Einige hitzige Strassen-Berechnungen, einige Baustellen (wie sich das gehört, wenn es plötzlich pressiert) und schliesslich finden wir eine Abfang-Strasse. Erste dichte Fallstreifen und Donnergrummeln: Blick von Südosten unter dem regenfreien Warmsektor hindurch Richtung Kern der sich bildenden Mesozyklone: Das Teil ist nun im Superzellen-Modus. Es gibt eine Gewitterwarnung, und kurze Zeit später aufgrund des Dopplerbildes eine Tornado-Warnung: Nun heisst es, die Wolkebasis absuchen nach Lowerings und Funnels: Phantastischer, laminarer Inflow: Einige andere Chaser sind ebenfalls an diesem Unwetter dran. Der Grossteil wartet aber in Oklahoma auf die dortige Auslösung: Da! Es bildet sich ein "Landspout". Er wird auch reportet. Sogar eine Verbindung zur Wolke ist zu erahnen, aber die Stelle, an der er auftritt, spricht eben nicht für einen klassischen Superzellen-Tornado: Der Zelle geht es aber weiterhin hervorragend und wir bleiben dran: Weitere Versuche einer sich absenkenden Wolkenmasse: Einmal kommt ein sich drehendes Lowering direkt zu uns: Fortsetzung der obigen Animation im Video (DIVX, 6MB) Es zeigen sich Grüntöne und schliesslich fallen einzelne Hagelsteine: Mit Einbruch der Dunkelheit, der unter so einem Monster eine Stunde früher als normal stattfindet, kommt immer mehr kalter Wind raus und wir müssen ständig vor dem Hagel und Regen fliehen, um die Sicht (und die Autoscheiben) nicht zu verlieren: Es kommen aber auch zur besten Zeit der Zelle maximal 3cm-Körner runter, aber sowas weiss man leider erst mit Verzögerung via Reports. Wir folgen der sich abschwächenden Zelle auf der Inflow-Ostseite noch weiter, respektive sie folgt uns, nun aber vor allem deswegen, weil wir morgen eh etwas mehr im Osten sein müssen: Als wir etwas Abstand gewinnen, zeigt sich uns eine unglaubliche Szene. Wir stehen in einer 8 Grad kalten Nebelluft, die mit heftigem Ostwind ins Gewitter strömt. Durch den Nebel sind Blitze zu sehen, die teilweise heftig und dumpf böllern: Dann beginnt es zu hageln. Mitten in den Nebel! Wir sehen absolut nichts. Nur Blitze erleuchten die Landschaft immer wieder hell und der Hagel scheppert aufs Auto: Video des eindrücklichen Nebel-Gewitters (DIVX, 12MB) Der Entscheid, heute die vermeindlich heisseste Zone sein zu lassen, war richtig. In Oklahoma hat es trotz deutlich höherer Taupunkte nicht ausgelöst. Gegen Ende des Tages war unsere Superzelle mit einem kreisrunden Slight Risk versehen. Ein Slight Risk wegen eines einzigen Gewitters, das hatten wir persönlich noch nie: ![]() Text und Bilder ©2011 Markus Pfister, Mark Vornhusen |