28.05.2013: Smith Center, KS - Kensington - Hoisington - Bennington - Salina, KS (286 Meilen)
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English summary: Large wedge tornado west of Bennington, Kansas. Gestern haben wir während des Chasings eine alte verlassene Kirche gesehen. Diese wollen wir uns heute genauer anschauen, und es lohnt sich: Danach geht es südwärts in die gute Gewitterluft. Dann löst etwa 120 Meilen südwestlich von uns eine Zelle aus, die stark steigt und bald eine Tornado-Warnung hat. Sie ist unangenehm weit weg. Nur kurz später geht rund 100 Meilen nordöstlich noch ein Gewitter los, das ebenfalls früh eine Tornado-Warnung bekommt. Es zieht von uns weg, ist also ebenfalls ferner Liefen. Jetzt heisst es Nerven behalten und das geplante Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wir fahren weiter Richtung Salina und erkennen schliesslich diese Wolkengruppe, die schwer nach Initiation aussieht: Mehrere Cumulus Congestus quellen gleichzeitig in die Höhe: Die Sachen kommen! Radar, Wolkentops und visuell sagen, dass es los geht: Anfangs sind mehrere Wolkentürme lose auf einem Haufen versammelt, doch mehr und mehr verdichtet sich die gesamte Wolkenmasse zu einem grossen Klumpen mit regenfreier Wolkenbasis: OK, mit teilweiser regenfreier Wolkenbasis ;-) Wir setzen uns unter den Wolkenteller und finden diesen schönen Funnel nach Süden raus: Der Wolkenteller beginnt zu rotieren, was uns zu einer Verschiebung nach Osten zwingt, damit wir allfällige Wolken-Absenkungen von der Seite sehen können: Nun wird es dramatisch, eine rotierende Wallcloud bildet sich, und sie rotiert wirklich sehr schnell, das sieht gut aus! ![]() Ein anderer Chaser sieht diesen Spin auch, und kommt ebenfalls zu unserem Standort. Es ist Reed Timmer mit seinem gepanzerten Dominator: ![]() Die Wallcloud dreht nun atemberaubend schnell und es bilden sich immer wieder Cone-Funnels genau in der Mitte, also im Drehzentrum: ![]() Gespanntes Warten, Schauen und Filmen. Wir spüren bei dieser Schraube ganz deutlich, dass gleich noch mehr drinliegt: ![]() Funnel! Hey Reed, Funnel!!! ![]() Nur rund eine bis zwei Meilen südwestlich von uns senkt sich ein Rüssel ab, yes! ![]() Der Tornado reisst enorm Luft rein. Man hat das Gefühl, wenn man in die Luft springt, würde man gleich aufgesaugt: ![]() Mutter Natur meint es gut mit uns heute. Der Tornado wird immer stärker, aber bewegt sich kaum oder nur sehr wenig auf uns zu. Zum Glück sehen wir von einem erhöhten Standort aus die Landschaft vor uns, und könnten sofort reagieren, falls es innerhalb dieser Distanz am Boden weiss würde vor Gischt: ![]() Die Jungs neben uns schreien und machen wie verrückt. Auch wir sind ausser uns bei diesem Anblick, und halten mit allem drauf, was wir haben: ![]() Ja, jetzt haben wir den Volltreffer gelandet! :-) ![]() Der Tornado wird breiter, und wir vernehmen allmählich den genialen Lärm, den diese Teile machen. Es erinnert an einen Güterzug, allerdings mit einem Schuss Jumbo oder Düsenflugzeug, das dumpfe, donnernde Geräusch des Jets, nicht das Grelle: ![]() Der Tornado wächst immer weiter, und erinnert uns jetzt an die Aufnahmen vom Moore-Tornado von letzter Woche: ![]() Als die besagte Gischt-Wand vor uns auftaucht, die von der Tornado-Zirkulation ausserhalb, aber doch nahe an der Wand herrührt, wird es Zeit für uns, etwas mehr nach Osten zu fahren, wo wir wieder anhalten und staunen. Das Teil ist massiv!!! Es sollte in diesem Stadium besser keinen Ort treffen. Wie sich später herausstellen sollte, wird dieser Tornado als EF-4 geratet, allerdings mit Böen im EF-5 Bereich von sage und schreibe 247 mph (398 km/h)! (Ref) ![]() Video von der Entstehung des Tornados bis zum large wedge (22:45 bis 22:53 UTC): Unbearbeitetes Video auf Vimeo Die Leute vom Ort Bennington, der in der Zugbahn des Tornados liegt, sind verständlicherweise nervös, und wir dirigieren eine aufgebrachte Familie mitsamt Wohnwagen-Trailer in die einzig richtige Richtung, nach Osten. Unbearbeitetes Video auf Vimeo Nun wieder der Blick an die inzwischen vom Regen umrollte HP-Superzelle mit dem 12er-Objektiv auf der Vollformatkamera. Die Teile sind gut, wenn man gleichzeitig Struktur sehen und darunter stehen will ;-) ![]() Hier eine Radarbild-Sequenz, die das Innenleben des Sturms über volle zwei Stunden anhand von Dopperbild (links) und Reflektivität zeigt (4 MB): Nach fast 45 Minuten stationärer Superzelle mit Tornado schwächt sich das ganze ab, Bennington schnauft auf vor Glück und wir gehen an die Tornado-Stelle, die sich zum Glück weitgehend auf offenem, unbesiedeltem Terrain befand. Da liegen einige grössere Sachen wie Metallgestelle und dicke Äste rum: Diese Provisorium hats zerlegt: Wir kommen wegen massivem Flashflood nicht in den Kern der Sturmzone, es hat da drin immerhin in einer Stunde bis zu 125 Millimeter geregnet: Aber selbst am Rand, wo der Funnel zuerst runter kam, erkennt man deutliche Spuren: Wir fahren nur noch bis Salina und machen uns im Motel an die Prozessierung des Video- und Bildmaterials SO sieht ein 5er-Rating-Tag aus! Text und Bilder ©2013 Markus Pfister, Gregory Käser |