31.05.2013: Stillwater, OK - El Reno, OK - Decatur, TX (339 Meilen)
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English summary: Fast, difficult chase today. Got long video of El Reno
tornado. As it surprisingly made left turn, we had to escape north into hail (escape strategy). Thankfully got only quarters (besides avoiding
direct tornado hit). Wir verbringen den meisten Teil des heutigen Tages an (und im) Lake El Reno, auch deswegen, weil wir es in dieser Luft nicht mehr aushalten. Das Thermometer zeigt 31 Grad, der Taupunkt nähert sich in El Reno der 25, unglaublich! Gegen 22 UTC geht es schliesslich los, der Deckel bricht, und die Wolken explodieren westlich von uns: Wir haben kaum Zeit, aufs offene Feld hinaus zu fahren, schon böllern die Erdblitze und die Zellen werden sofort gewarnt: Da kommt ein Monster auf uns zu, 5000 CAPE auf der Brust. Die Donner böllern wie Kanonenschüsse. Blick nach Westen über der Interstate-40. Highway to hell: Das System ist hoch organisiert und wenn es so weitermacht, werden die Fraktus in Kürze zu wirbeln beginnen: Wie im Zeitraffer macht der Gewitterturm sämtliche Stadien durch und wird nun gewarnt vor Tornados: Da dreht bereits die Wallcloud mitsamt Tornado: Der Tornado geht in ein chaotisches Multivortex-System über, es bilden sich immer wieder neue Randwirbel, die um die Hauptzirkulation herum tanzen: Das Spiel geht immer weiter, Wirbel in allen Lagen und Ausrichtungen sind zu sehen. Das ist heute etwas anderes als sonst: Sowas haben wir noch nicht erlebt, das Ganze bewegt sich sehr dynamisch und scheint brandgefährlich, weil überhaupt nicht klar ist, wo unter der Wallcloud als nächstes ein Tornado entstehen wird, oder ob am Ende die gesamte Wallcloud einfach runterkommt: Der Tornado wird nun dicker. So sieht er um 23:11 UTC aus: Ein Blitz, der mutmasslich aus dem Tornado heraus in den Boden einschlägt: Der Tornado um 23:14 UTC: Video vom unheimlichen aber auch sehr schönen Tanz der Wirbel (zwischen 23:03 und 23:14 UTC). Wir sind leider ziemlich nervös wegen dem nahen Hagelvorhang im Rücken sowie der Tatsache, dass wir zu Beginn sehr nahe an der Wallcloud stehen, und davon ausgehen, dass der Tornado uns innert Minuten erreichen würde. Im Laufe des Videos wird klar, dass er südlich von uns einen Ostkurs einschlägt, womit wir nicht mehr direkt in seiner Zugbahn liegen (mehr dazu weiter unten im Bericht): Das Radarbild sowie unsere Position (weisser Punkt im Kreis) um 23:15 UTC. Die im Video erwähnte Hagelwand mit dem eiskalten Wind ist an den Rottönen im Norden und Westen von uns zu sehen. Wir befinden uns während des Filmens also in der Bears Cage, die durch das Herumführen des Regen und Hagels um die Mesozyklone gebildet wird. Man beachte auch, dass der einzige vermeindliche Fluchtweg aus dem System nach Süden bzw. Südosten verläuft: Der Tornado um 23:16 UTC. Der Rüssel rechts ist nur ein Satellit, der ganze Rest links davon ist ebenfalls eine Tornado-Zirkulation, in der immer wieder Teilwirbel herumgeführt werden. Der Wind erreicht an einem dieser Randwirbel wegen der Überlagerung der Hauptrotation gemäss Dopplermessungen unglaubliche 295 mph (475 km/h) (Ref): Gut sichtbar um 23:17 UTC, dass im Grunde die gesamte Mesozyklone am Boden aufschlägt: Um 23:20 UTC kommt uns das Ganze plötzlich wieder näher. Wir verlagern immer rascher nach Osten, aber es ändert sich nichts an der ungemütlichen Situation: Innerhalb von nur 60 Sekunden wächst alles weiter an und kommt uns gleichzeitig noch näher, siehe Gischt vor uns im Feld, 23:22 UTC (schlecht sichtbar): Da wir nicht mehr via Ost und Süd davon kommen, müssen wir wohl oder übel irgend eine andere Flucht durch den Hagel versuchen. West oder Nord bietet sich noch an. Nord hat den entscheidenden Vorteil, mit dem Auto nicht seitlich zum Wind fahren zu müssen. An der nächsten Kreuzung (Jensen Road / Radio Road) drehen wir daher ohne anzuhalten nach Norden Richtung Forward Flank Downdraft. Der Pfad des inzwischen 2.6 Meilen breiten F5-Tornados verläuft nur eine Meile südlich dieser Kreuzung. Wir haben auf der Nordfahrt extrem starken Gegenwind. Trotzdem kommen wir mit einer Meile Nord rund 2 Minuten später aus der gröbsten Zirkulation raus. Gregory muss ganz schön aufs Gaspedal drücken, um noch Schub zu haben! Es wehen auch dann noch Böen in geschätzter Orkanstärke (diesmal vom RFD) als wir nach weiteren 5 Minuten ein Tankstellendach erreichen, aber wir wissen, dass wir heil rausgekommen sind. Der Tornado-Pfad sowie unser GPS-Track mit Uhrzeit der beiden 90-Grad Linkskurven bei El Reno (Original-Pfad NWS): Summary of escape strategy: During our east course on Jensen Road, we get unexpected and quick approach of tornadic circulation from the right (south) after we crossed Highway 81. Despite our accelerated east course on Jensen, the bearing from our point of view towards the rain bands does not change to the right, but to the left, which we interprete as a danger of collision. This lead us to turn north into hail on Radio Road, only one mile north of Twistex (which we do not know at that time). We choose an escape path to the north despite the danger of large hail, and we prefer not to stop or turn around on Jensen, because we want to have our car head on to the very strong northern wind. During a mile on Radio road, we discover a slight change in wind direction to north-northwest. We conclude that the core of the tornadic circulation is now to the right of our road, and so we turn west, despite the strong but not violent northern (RFD-)wind. Video #2 von der GoPro-Aussenkamera unserer gesamten Fahrstrecke zwischen 23:18 und 23:29 UTC. Die Fahrt geht zunächst nach Osten an die Kreuzung Jensen Road / Highway 81, wo ein Cop die Südfahrt blockiert. Vermutlich hat er Anweisung, keine Auto-Flüchtlinge, die von Norden her aus El Reno kommen, weiter nach Süden in den Tornado fahren zu lassen. Macht ja Sinn, und niemand weiss zu dem Zeitpunkt, dass der Tornado gleich wieder hoch kommt Richtung Interstate-40. Rechts im Video erkennt man den Rand der HP-Mesozyklone und wie sie sich im Verlauf der Ostfahrt nähert. Dann sieht man unser Abbiegen nach Norden an der Kreuzung Jensen Road / Radio Road sowie nach einer weiteren Meile das Abbiegen nach Westen mit dem starken Sturm von rechts: Das Biest hat sich gleichzeitig massiv vergrössert sowie den Ostkurs verlassen mit neuem Kurs Nordost rauf an die Interstate-40. Gut zu sehen auf dem Phased Array Radar Norman (Quelle: http://wdssii.nssl.noaa.gov/). Achtung, die vermeindliche Abschwächung des Tornado-Echos um 23:20 UTC hängt mit einer Abschattung des Radarstrahls in dem Bereich zusammen! Wir sehen während unserer Flucht andere Chaser, die nicht nach Norden abgebogen sind, sowie per Spotternetwork solche, die noch weiter südlich von uns, genau in der Zugbahn des Tornados, nach Osten flüchten. Auf der anschliessenden Südfahrt aus dem Gewitter raus, fahren wir durch den Pfad des Tornados und sehen Schäden an der Strasse sowie an Häusern: Unweit der Zugbahn des eben durchgezogenen Systems kommt es um 23:55 UTC erneut zu einem Tornado, aber alles, was nicht mindestens eine Meile breit ist, beeindruckt uns in dem Moment nicht mehr sonderlich. Auf der Südstrasse vor uns herrscht das blanke Chaos aus Rettungsfahrzeugen, traumatisierten Zivilisten, teils aus Oklahoma City nach Südwesten direkt in den Tornado "geflohen" und vielen Sturmjägern. Auch liegen überall Aluminium-Teile herum, die es nun mit der Winddrehung auf Ost vor dem neuen Gewittercluster wieder zurück in die Strasse weht: Unser Chasing ist vorbei, wir umfahren den Highway 81 sowie den Ort Chickasha grosszügig, um ohne Stau nach Süden voranzukommen. Morgen geht unser Flug zurück nach Zürich. Wir schaffen es bis Mitternacht noch nach Decatur in Texas, was uns für morgen sehr hilft. Auf der Fahrt verdauen wir das Chasing, das uns wie der Ritt auf einem wild gewordenen Hengst vorkommt. Video vom Pfad des Tornados überlagert mit Positionen und Verlagerungen der Chaser, wie sie per Spotternetwork gemeldet wurden. Wir sind auch drauf: Text und Bilder ©2013 Markus Pfister, Gregory Käser |