Stormchase USA 2022 (Index)

15.05.2022: Woodward, OK - Stillwater, OK - Coalgate, OK - Ardmore, OK - Wichita Falls, OK (487 miles)

Rating:



English summary: Drove east and later south together with the westmost possible part of a linear zone of weather action. Forested terrain and big storms in high CAPE environment made this a bit of a challenge.

Guter Dinge verschieben wir heute etwas nach Osten, um eine von Nord nach Süd durchschwenkende Hebungszone zu erreichen, die in dieser schwülwarmen Luft wohl wieder Gewitter auslösen dürfte. Je östlicher, desto besser definiert könnte eine regelrechte Linie mit Gewittern und Sturmböen auftreten. Wir hoffen allerdings auf die westmöglichste Entwicklung, die manchmal auch als Tail-End-Charlie bekannt ist. Grund ist, dass wir nicht so gerne zu weit östlich der Interstate-35 sind, denn dort hat es höhere Gebüsche und Bäume. Soweit die Idee, wir werden sehen...



Update: Gesagt, getan! Wir fahren bis Stillwater, etwas östlich der Interstate-35 und setzen uns an den Sonic Drive-In (es reizt halt dann trotzdem, etwas Ost in die Bäume zu machen, wenn die Modelle so schöne Signale haben). Die Luft wird immer unangenehmer mit 32 Grad Temperatur und 21 Taupunkt. Das gibt Labilitätswerte im Viertausender CAPE-Bereich.

Kurz nach dem Essen dann auch folgerichtig etwas südöstlich von Stillwater dieser schöne Anblick. Das Teil geht heute nicht mehr kaputt, wenn es so aussieht:



Wir fahren sofort südlich, um das System von der Inflow-Seite her anschauen zu können. Das Wolkentop wird vom Radar-Tool mit über 16 Kilometer angegeben und die Donner sind laut wie Kanonenböller. Da ist jetzt das CAPE am Wirken, dass an einem Tag wie heuute die mageren Höhenwinde und die mangelhafte Scherung ein Stück weit kompensieren kann:



Und wie schön sich das Gewitter macht!!





Dann beginnt das System, im Südwesten immer und immer wieder neue Anbauten zu produzieren, die dann ihrerseits stark werden und noch weiter im Südwesten wieder neu ansetzen. Da wir im Moment westlich von der Zelle nach Süden fahren, müssen wir aufpassen, dass uns dieser Effekt nicht am Ende auf die (nördliche) Hinterseite der Kette von Zellen bringt. Wir brechen also zwischen zwei grösseren Türmen durch auf die Ost- respektive Südostseite. Da weht gerade ernsthafter RFD-Wind (rear flank downdraft, Outflow von kühler Gewitterluft, Gewitterböen) über dieses kleine Seelein:



Wir schaffen den Durchbruch und erwischen die neue Zelle von Ada, Oklahoma her in ihrer besten Phasen. Es zeigt sich denn auch eine Wolkenbasis, die schier unendlich tief liegt, schwer dröhnend in einer schwülen Luft. Hier jetzt etwas Windscherung unten rein, und etwas bessere Höhenwinde, und es würde sofort zu einem Tornado kommen. Alle anderen Zutaten sind heute da, wenn es so aussieht:



Wir haben kaum Zeit zum fötelen, denn immer und immer wieder setzt das Gewittersystem auf seiner Südwest- später sogar Westseite neu an:



Es bleibt ein sehr wilder Ritt immer knapp vor dem Komplex nach Südwesten, dann sogar nach Westen bis zurück an die interstate bei Ardmore...





Hier die Radarkarte mit dem VIL (vertically integrated liquid). Sieht komplex aus (wir sind beim weissen Kreis mit dem Punkt drin), aber die Message ist folgende: Wenn Du schöne Fotos machen willst, UND die Zahl der Dellen auf dem Auto nicht (schon wieder) erhöhen willst, dann bleib möglichst aus dem lila Bereich raus, der da von Norden her auf Dich zukommt:



Die Szenerie kommt im Abendlicht sehr gut. Nochmals: Leicht unscharfe Fotos bedeuten, dass wir nicht genug Zeit haben, einen guten Platz mit Sicht zu finden, anzuhalten und das Stativ aufzustellen, sonst würden wir aus Norden mit Sturm und Hagel belästigt:





Wir schaffen es bis ganz ans westliche Ende der Linie zum kleinen Ort Wilson, westlich von Ardmore, als es eindunkelt und grad noch einzelne Hagelkörner im Regen sind. Der Tag war geprägt von einer schnellen Fahrt, wenn man nicht überrollt werden will, sowie von nur wenigen Stellen mit wirklich guter Sicht auf die Wetterfront wegen den Bäumen. Auch wenn es böse, dunkle, grosse Superzellen mit Baseball-Hagel waren: Es hat nie gefährlich rotiert, es gab nie eine Tornado-Warnung oder leuchtende Doppler-Signaturen. Daher ein solider 3-Sterne-Tag.

©2022 Markus Pfister, Gregory Käser