Stormchase USA 2022 (Index)

16.05.2022: Wichita Falls, OK - Muleshoe, TX - Plainview, TX

Rating:



English summary: We move west into Tx Panhandle and experience a wonderful day of High Plains weather magic!

Obwohl heute ein Höhenrücken in den Wetterkarten drin ist, erkennt man beim genaueren Hinschauen vielversprechende Signale. Erstmal ist es im eingekreisten Bereich schön orange oder sogar rot, was auf eine hohe equivalent-potentielle Temperatur auf rund 1500m Höhe hinweist, sprich: warmfeuchte, energiereiche Luft, eine für Gewitter wichtige Zutat.

Im Weiteren sind die schwarzen, durchgezogenen Linien, die das Geopotential auf 500hPa zeigen, nicht gleichmässig rund aufgebeult in dem Bereich, sondern es ist eine Art Doppelhöcker zu sehen. Zwischen diesen beiden Höckern sind ein zwei zyklonal gekrümmte Ausbeulungen drin, was zu Hebung in der Atmosphäre führt. Das eine zweite wichtige Zutat für Gewitter:



Wenn das wirklich so kommt, dann wird es heute Nachmittag oder Abend wieder wie gewohnt knallen. Wir fahren dazu etwas westwärts mit provisorischem Ziel Muleshoe, Texas.



Update: Als wir dort ankommen, löst südwestlich eine etwas stärkere Gewitterzelle aus. Das ist der Moment der Freude, denn das Chase-Terrain sowie die Strassen hier in den High Plains sind optimal zum sturmjagen, das pure Gegenteil vom hügeligen Urwald gestern:



Da kommt das Baby nur kurze Zeit später etwa beim Ort Enochs:



Wobei wir hier von "Orten" sprechen, die aus 3 Häusern bestehen, davon 2 zerfallen und leer stehend:



Wir sind nun so richtig guter Dinge, da wir auch heute wieder Gewitter bekommen werden. Allerlei interssante Sächeli befinden sich unter so einer Wolke:









Es ist schwer selbst mit solchen Fotos zu beschreiben, wie die Stimmung in den High Plains in der Nähe von solchen Gewittern ist. Man hört in der Ferne das Tuckern eines Traktors, dann hat es Vogelgezwitscher und Donnergrollen, ansonsten keine weiteren Geräusche:







Hier ist wieder was Interessantes zu hören. In den Stromleitungen kündigt sich mit einem hellen Surren jeder Blitz an. Wenn das Surren etwas länger dauert und stärker wird, blitzt es anschliessend auch mehr:



Eine regelrechte Gewitterlinie hat sich gebildet, und bleibt uns über längere Zeit an den Fersen. Wir suchen uns einen geschützten Standort und lassen uns überrollen, da es vor dieser Front inzwischen ständig leicht regnet, und es daher schwierig wird, die Blitze einzufangen. Als es näher kommt, sieht Gregory in den länger belichteten Fotos eine Staubwolke auf uns zurollen:



Das letzte Tageslicht verschwindet in einem gewaltigen Staubsturm-Haboob. Es wird nacht-schwarz. Heftige Böen rütteln am Auto, während es unaufhörlich stroboskop-artig flackert. Wir sind sehr beeindruckt von diesem Schauspiel. Die Frontscheiben des Autos sind komplett bedeckt mit einer braunen Schicht. Dann prasselt plötzlich heftiger Platzregen runter und wäscht innert Sekunden alles wieder weg. Ohne Staub können wit das Autofenster leicht öffnen und den Handwindmesser raus strecken. Er registriert 72 mph Böen, das sind immerhin 116 km/h, also praktisch Orkan. Wir setzen einen Windreport ab und warten noch etwas im Auto, bis der Regen nachlässt und wir die imposanten Blitze draussen fötelen können.



Jetzt auf der Hinterseite der Linie kommt es zum Grand Finale des heutigen perfekten Gewittertages. Genau so muss das gehen, Erdblitze garniert mit Anvil-Crawlern:













Wir empfehlen übrigens noch das Tagebuch unserer befreundeten Chaser Uwe und Susi Thieme. Sie haben ein ähnliches Rating-System und fanden in den letzten Jahren enorm viel Wetter, Fauna und Flora auf ihrer Sturmjagd.

©2022 Markus Pfister, Gregory Käser