Stormchase USA 2022 (Index)

01.06.2022: Vernon, TX - Hobbs, NM - Jal, NM - Kermit, TX - Odessa, TX - Big Spring, TX (541 miles)

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Very strong supercells from the eastern edge of New Mexico into Texan Oil fields west of Odessa.

Die Karten zeigen heute intensivere Gewitter weiter westlich von uns in den Texanischen Ölfeldern sowie im Südwesten im Trans-Pecos mit VIEL schönerer Landschaft, aber auch schwierigen Strassen. Nach etwas Abwägen fahren wir erstmal nach Westen und sparen die Nord-Süd-Verlagerung solange auf, bis klar wird, welches der beiden Targets besser wird.



Just als wir New Mexico erreichen beim Ort Hobbs, wird ein Wolkenfeld 30 Meilen vor uns gemäss Satbild immer dichter und produziert zwei Gewittertürme. Jetzt heisst es, sich für einen der beiden zu entscheiden und anzufahren. Der südliche macht einen Split:



Da wir zwischen zwei Highways auf einer Mudroad stehen, nehmen wir einfach diese, eine elegante Abkürzung, um vom nördlichen zum südlichen Highway zu gelangen. Dies erweist sich, wie könnte es anders sein bei Zeitdruck an einer Superzelle, als schwieriger als gedacht. Plötzlich kommt eine Ölpumpe mit grossem Wendeplatz aus Kies. Die Mudroad wird dahinter sehr eng und holprig! Zudem ist da ein Gate. Wir erinnern uns plötzlich dunkel an "Gate-gate" vom 13. Mai 2015, einer Story für sich.... Trotzdem gehen wir rein, weil wir den Highway wirklich dort vorne unten bereits sehen können, keine halbe Meile entfernt!



Viel Sand und böse tiefe Spurrillen machen uns dann das Leben schwer. Nur mit diesem 4x4 und viel initialem Impuls, sprich, mit guter Geschwindigkeit und abfallendem Terrain, kommen wir überhaupt aus diesen Sandhügeln wieder raus. Eine gefühlte Ewigkeit später sind wir endlich direkt am Highway...

...allerdings hinter einem zweiten Gate, diesmal mit Kette und Schloss. NEIN!!! Was tun? Eine Drahtschere würde reichen, um den Zaun links oder rechts vom Gate zu durchtrennen und mit dem Wagen durchzubrechen, aber die haben wir nicht. Das Schweizer Sackmesser fällt auch weg. So wie wir uns gerade fühlen, könnte man es mit Durchbeissen mit den blossen Zähnen probieren...

Entlang des Zauns fahren und auf ein Wunder hoffen? Sieht nicht gut aus, denn da hat es Büsche, Kaktus und vor allem: Noch mehr Sand und Dreck! Frustriert und wütend zerrt Gregory schliesslich an dieser Kette, und es erweist sich, dass das Stahlschloss offen ist! Jemand hat nur so getan, als sei das Gate mit der Kette verriegelt. Vermutlich haben sie keinen Schlüssel, oder nicht alle haben einen, whatever, jedenfalls öffnet sich für uns nun dieses Gate und damit auch der Blick von der besseren Seite an die inzwischen ausgewachsene und bewarnte Superzelle:





Moment mal, was passiert dort drunter?



Wir müssen unbedingt und schnell mehr Südost machen, denn da hat es mindestens Fraktus, wenn nicht sogar mehr drunter. Und was passiert, wenn man in so einer Situation eine schnelle Südost-Strasse braucht, und es sogar eine hat? Genau, auf 10 Meilen einspurig mit Wartezeit und "Follow-Me-Car", wie hier der Fall auf Highway 176 westlich von Eunice. Die Zeit vergeht, 5 Minuten werden gefühlt zu 5 Stunden, dann rollt der Verkehr langsam an. Lastwagen soweit das Auge reicht! Wir sind heute seit 9 Uhr unterwegs ins Zielgebiet und praktisch alle Strassen waren leer, und jetzt dies! Wo kommen all die Lastwagen her, gefühlt exakt seit Initiation der Superzelle?! Es riecht streng nach Petrol und Öl... Im Osten quillt es unter dem Amboss frisch rauf - ebenfalls merkwürdig:



Wir fahren und fahren im Schneckentempo südlicher. Aus dem Auto heraus von Hand versuche ich die gigantischen Blitze einzufangen, die von der Superzelle kommen. Einige dauern so lange, dass das sogar geht:



Die Fraktus-Wolken unter dem Teller auf der Vorderseite des kalten Outflows geben alles, um uns den letzten Nerv zu stehlen. Es ist schon so, wenn man unter Stress ist, sieht das geistige Auge überall nur noch Tornados:





Beim Ort Jal biegen wir rechts ab, um endlich mal einige Fotos im stehen machen zu können. Aber wir werden vor lauter Lastwagen und Stau fast wahnsinnig in dem Ort. Also sofort raus und irgendwie so aufs Feld, damit wir nachher auf keinen Fall mehr hier zurück müssen. Wir wollen nicht nur heute nicht mehr, sondern NIE MEHR nach Jal an der unteren rechten Ecke von New Mexico! Der hohe Ölpreis tut dieser Gegend gar nicht gut. Zurück zum Gewitter, es kommt eigentlich ganz gut von hier aus:



Auf dem Zeitraffer erkennt man die starke Rotation (dort hinter dem (offenen) Gate):


Wieder und wieder tanzen tiefe Fraktus und wollen aussehen wie Tornados:





Aber auch wenn sie täuschend echt wirken: Die Kalfluft vom Outflow unter dem Gewitter ist zu kalt und grätscht jegliche Spins bodennah ständig von rechts nach links, also nach Süden, weg. Man erkennt es auch eindrücklich auf der obigen Animation. Dann machen wir eben schöne Blitz-Fotos:















Ein äusserst spannender, actionreicher Tag geht zu Ende, und damit auch unsere diesjährige Reise ins Gewitter-Wunderland. Einzelne Chancen auf Tornados gab es, eine sehr gute am 23. Mai, aber da waren wir im Golf von Mexico am bädelen. Müssen wir unsere Tornado-Strategie ändern? :-D Gewitter allerdings gab es zuhauf mit sehr vielen fantastischen 3er und 4er Tagen mit guter Foto-Ausbeute und maximalem Feelgood.

Wir hoffen jedenfalls, dass Euch unser Tagebuch gefallen hat, und freuen uns schon auf die Gewitter-Saison in der Schweiz und Umgebung! Bis bald!

©2022 Markus Pfister, Gregory Käser